Mein Wochenbett 2020
Hallo zusammen,
hier geht es um das Wochenbett. Ich möchte einen Teil dazu beitragen aufzuzeigen, warum dieses so wichtig ist. Dies geschieht aus meinem Blickwinkel und zeigt einen Ausschnitt aus unserem Leben.
Im Wochenbett lebte ich in einer anderen Welt. Komplett abgeschottet von Allem konnte ich mich auf das Kennenlernen mit dem Baby konzentrieren. Durch den Lock-down im April 2020 musste ich mir keine Gedanken machen, wie es im Laden weiter geht und wie Mitarbeiter geplant werden müssen. Auf einmal waren einfach alle zu Hause und arbeiten von dort aus. Das hat mich massiv entspannt. Es fühlte sich oft an, als sollte alles so sein.
Wir hatten 5 Übungsmonate vor der Schwangerschaft und ich war so dankbar, dass der Kleine genau in dieser Zeit zu uns kam. Davor legte ich eine Prüfung für mein Partnerunternehmen PÜPPIKRAM ab. Es war eine Prüfung, die meistergleich angesehen wird und mit Baby hätte ich verschieben müssen. Wir waren dort aber auf den Abschluss angewiesen, da ich sonst einen Meister hätte einstellen müssen. Dies ist auch ein Teil des Weges zu mir selbst - meine eigenen Kompetenzen zu erkennen und mich selbst zu challengen. Im Februar gab ich den Zellmops-Laden in der Gabriel-Max-Str. 14 in Friedrichshain auf. Der Gedanke, 2 Ladengeschäfte zu führen, stresste mich massiv. Ich hatte auch dieses Bauchgefühl, dass es richtig ist so. Wie wir jetzt wissen, gibt es einen großen Bereich von Zellmops im PÜPPIKRAM-Laden. Ich schreibe dies alles, um zu zeigen, dass diese Gedanken, die mir im Kopf herumgeschwirrt sind, Auswirkungen auf das Wochenbett haben. Ist alles erledigt? Muss ich noch an irgendetwas denken? Braucht wer noch Support von mir? Das Universum hat also mit voller Breitseite unsere Welt lahmgelegt, sodass das Baby und wir in unserer Blase ankommen konnte.
Foto: Cindy und Kay Fotografie
Der Empfang von Besuch war durch den Kontaktverbot auch komplett eingegrenzt. Ich wusste nun, dass ich Ruhe brauchte. Im Wochenbett 2012 konnte ich mich nicht gut abgrenzen und wollte den Besuch gern empfangen, der sich ankündigte. Darunter ein verlängertes Wochenende mit Familie und Freunden. Das vermeintliche “Das macht man so” und “sie wollen ja auch das Baby sehen” machte eigentlich, dass ich mich total überfordert gefühlt habe. Ich saß mit der Kleinen auf dem Sofa mit Besuch, sie fing an zu weinen und das Stillen klappte noch nicht so gut. Ich fühlte mich wie die größte Versagerin der Welt. Ich war nicht in der Lage, das Baby zu füttern. Und alle sahen es. Ich verließ dann das Wohnzimmer und ging ins Schlafzimmer. Mit einem Fläschchen - also zufüttern - war sie dann satt. Nicht in der Lage zu sein, das eigene Baby satt machen zu können, hat mich an den Rand der Verzweiflung gebracht. Als meine damalige Hebamme meinte, dass ich ja nicht stillen müsse und wenn mich das zu fertig macht, ich abstillen könnte, ging es auf einmal. Der Druck war weg. Ich muss nicht. Ich kann und es darf. Und wenn es nicht geht, dann ist das auch in Ordnung. Boa, ich liebe sie immer noch dafür. Heute frage ich mich, was ich damals überhaupt so früh im Wohnzimmer verloren hatte.
Bei meiner ersten Geburt in 2012 entband ich in einer Klinik und musste noch weitere 5 Tage dort bleiben, da das Baby wegen einer Mykoniumaspriation auf der Intensivstation lag. Dort bin ich an meine Grenzen gekommen und über sie hinaus gegangen. Ich wünschte mir, irgendwann mein Baby direkt mit nach Hause nehmen zu dürfen. Dieser Wunsch ging 8 Jahre später in Erfüllung und die große Schwester durfte ihren kleinen Bruder 6 Stunden nach der Geburt im Familienbett kennenlernen, mit ihm kuscheln und bonden.
Für 2020 hatte ich also komplett meine Ruhe. Ich bin so dankbar für diese abgeschottete Zeit. Jede Person von außen, die ins Wochenbett dazu kommt, bedeutet für mich trotzdem Stress. Eine sehr Freundin kam zu Besuch, als das Baby 7 Wochen alt war. Ich bin dankbar für das Verständnis. Sie hat selbst eine Tochter und weiß, wie sich diese besondere Zeit anfühlt und dass es nichts persönlich zu nehmendes ist, wenn man diese Phase für sich haben möchte.
Zu dem Bonden und sich gegenseitig kennenlernen kamen durch Corona noch einige Trigger hinzu. Es war nicht möglich, dass eine der Omas mit dem Baby spazieren geht und wir so etwas Freiraum oder Möglichkeit, etwas für uns zu tun bekommen haben. Jemand von Außen, der im Haushalt hilft oder regelmäßig kocht, auch nicht. Somit gab es im Wochenbett definitiv 2 Streits, die es in sich hatten. Daraus ergibt sich für mich auch immer die Möglichkeit, genau hinzusehen, was dahinter steckt. Außerdem nutzten wir sehr oft Lieferdienste und bestellten und gutes Essen, was uns genährt und unterstützt hat. Ich würde rückblickend sagen, dass das der größte Bereich der Ausgaben war. Hier auch ein Foto dazu. Nachhaltig ist anders, das weiß ich. Wir haben auch Lieferdienste mit einem Pfandsystem probiert, aber das hat uns einfach nicht geschmeckt. Heute bin ich zuckerfrei unterwegs und vegan, da kommt vieles sowieso nicht mehr in Frage.
Was ich am Wochenbett geliebt habe, ist das Essen im Bett. Oder nicht aufstehen zu müssen und immer mit Essen und Getränken versorgt zu werden. Das war toll, wenn auch manchmal anstrengend für den Papa. Die Große war oft bei ihrem Papa, was uns auch geholfen hat. Vios Papa war mit Einkaufen, putzen, kochen, Tee machen etc. voll im Einsatz und ich war, auch wenn es für mich eine Traumgeburt war, einfach nur erholungsbedürftig. Das ist es, was ich ganz unbedingt mitteilen möchte. Das mit dem „Dein Körper hat voll viel geleistet“ und so ist kein Blabla. Ja, Frauen bekommen die Babys und die Körper sind darauf ausgerichtet. Trotzdem bedeutet dies hinterher, dem weiblichen Körper in all seiner Heiligkeit Ruhe, Liebe und Hinwendung zu geben.
Hier findest du eine Liste der Dinge für das Wochenbett, die meine Hebamme Sophia und ich empfehlen. Ich erzähle auch, was meine Probleme waren und was mir geholfen hat.
Danke für´s Lesen. Ich freue mich über Kommentare, wie es dir ergangen ist oder was dich interessieren würde.
Alles Liebe,
Silke
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